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Projekt Idealkirche

Im Jahr 2009 begannen eine kleine Gruppe unterschiedlicher Künstler, zu denen auch ich gehörte, Konzepte für zeitgenössi-sche christliche Sakralbauten zu entwickeln. Zwei Jahre lang diskutierten wir über Modellformen und Anwendungen, wobei wir unterschiedliche Verwendungstypen definierten, wie z. B. Stadtkirche, Kapelle am Weg, Andachtsraum, Wallfahrtskirche etc., und dabei auch demografische Veränderungen berücksichtigten. Ich beschäftigte mich mit zwei verschiedenen Modellen.

 

   

1. Gekippter Würfel

Meine Überlegung war, einen kleinen Sakralraums zu konzeptieren, der als Kapelle sowohl in eindrucksvoller Naturlandschaft (Gebirge) als auch in der Stadt besteht. Er kann ohne große Veränderung in einen Raum der Stille oder einen multireligiösen Raum umfunktioniert werden. Dies erfordert eine neutrale Gestaltung des Gebäudes mit gleichzeitig sakraler Ausstrahlung. Ich entschied mich für eine hoch gestreckte, streng geometrische, auffällige Form.

Ausgangspunkt war die Vorstellung eines in den Boden versunkenen, nach hinten gekippten Würfels mit einer Außenkanten-länge von 12 Metern. Die Lage des Würfels und der Neigungswinkel ist so berechnet, das die entstehende Bodenfläche die Größe einer Würfelseite hat. Anfangs war eine Abtrennung vom Hauptraum und Eingangsbereich gedacht. Es gibt aber auch eine Überlegung, diese Raumgliederung zu Gunsten einer großzügigen Raumgestaltung zu verwerfen. Die Würfelform soll auch im Inneren des Baus erfahrbar sein. Die der Eingangsseite gegenüberliegende, sich schräg in den Himmel nach Osten neigende Deckenfläche sollte zuerst - wie ein riesiges Fenster – voll verglast werden. So entsteht ein Licht durchfluteter, sehr heller Raum mit Panoramablick auf den Himmel und der umgebenden Landschaft.

Mein Idealstandort für dieses Modell wäre Norwegen. An einem Fjord oder direkt am Meer gelegen bietet dieses Fenster einen grandiosen Blick auf die umgebende Landschaft und den oft eindrucksvollen nordischen Himmel mit seinen schnell ziehenden Wettern und seinen oft dramatischen Wolkenformationen. Ebenso spannend wäre dieses Modell in Gebirgsgegenden Öster-reichs oder der Schweiz platziert. Durch das riesige Fenster würden die Kirchenbesucher in das beeindruckende Landschafts-bild integriert und tritt in den Dialog mit der Natur. In einer urbanen Platzierung möchte ich diesem Raum einen intimeren und geschützten Charakter geben. Hier überlege ich, die Vollverglasung der Decke zurück zunehmen und durch eine grafische Fenstergestaltung zu ersetzen: Die Decke wird seitlich durch zwei durchgehende Lichtbänder von ca. 60 cm Breite begrenzt.   In der Mitte eine kreisrunde, klar verglaste Öffnung von 3,60 m Durchmesser eingelassen, welche der Eingangsöffnung gegen-überliegt. Diese Eingangsöffnung ist, wie auch beim Typ Riesenfenster, ebenfalls rund und von gleichem Durchmesser wie der in ihr endende Röhrengang. Der Röhrengang von einer Mindestlänge von 20 Metern besteht aus einzelnen Röhrensegmen-ten, welche in Reihe mit einem Abstand von 10 cm installiert werden. Als Material käme Beton oder Eisen in Betracht. Der et-was erhöhte Boden ist auf dem gleichen Niveau wie die Bodenfläche im Inneren des Würfels. Die Deckenhöhe im Inneren der Röhre soll mindestens 2,60 Meter betragen..

Die Oberflächen der Außenwände des Würfels bestehen aus Lärchenholzbrettern, welche mittels eines in Österreich entwickel-ten Verfahrens so imprägniert werden, das eine homogene Verwitterung des Holzes mit dem typischen grausilbrigen Farbton bei gleichzeitigem chemischen Schutz erfolgt. Im Inneren stelle ich mir eine dezente, aber trotzdem eindrucksvolle Gestaltung vor. Die beiden Seitenwände werden mit einem Rollfurnier aus besonderem (am liebsten Holz aus der Region oder Lärche wie im Außenbereich) Holz überzogen, wobei die Maserung des Furniers eine riesige Landschaft imaginieren soll (Auswahlverfah-ren des Furniers!). Der Bodenfläche soll von grauer Farbigkeit sein. Sie kann aus Estrich, Stein oder auch geeignetem gefärb-ten Holz (gleich behandelte Lärche wie im Außenbereich) bestehen. Interessant wäre die Möglichkeit, das Innenfurnier silbrig-grau bei Beibehaltung der Intensität der Maserung zu färben. In dem Fall würde ich – als Kontrast den Fußboden in einem ocker-gelb warmen Farbton (Backstein) gestalten.

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2. Schwarzer Kubus

1994 beteiligten Marcus Nitschke und ich uns an dem Wettbewerb um das Mahnmal für die ermordeten europäischen Juden mit dem Entwurf eines großen Raums der Stille in einer begehbaren Skulptur in Form eines großen schwarzen Quaders. Wir fanden es in Hinblick auf das Idealkirchenprojekt schade, diesen gelungenen Entwurf im Archiv verstauben zu lassen. Dieser Baukörper eignet sich – nach unwesentlichen Veränderungen – gut als experimentelle Gemeindekirche bzw. noch viel besser als Bauform für einen „Raum der Stille“. Dieser Kubus ist für mich sogar die ideale Umsetzung und Verwirklichung eines sakra-len Meditations- und Besinnungsraums. Aufgrund seiner Größe und seiner imposanten Bauform (er erinnert an die Kaaba in Mekka!) sollte er bevorzugt im großstädtischen Raum realisiert werden. Erbaut wird der Kubus aus Beton mit entsprechender Belüftungstechnik in den Wänden. Beheizt wird er durch eine Fußbodenheizung. Für die Außenfarbe wird der Beton schwarz eingefärbt, die Innenflächen werden mit einer geeigneten überpigmentierten Farbe bemalt. Der Fußboden kann ein entspre-chend farbiger Estrich sein, aber auch aus farblich passend gebrannten Ziegeln gemauert werden.

Konzept Raum der Stille – Interreligiöser Raum:
Der fensterlose, schwarze, gleichmäßige Quader dominiert den Stadtraum auch in verkleinerter Form durch seine Materialität. Durch eine Licht-schleuse betritt der Besucher einen abgeschlossenen Raum, der nahezu den ganzen Kubus einnimmt und ist überwältigt von der Farb- und Lichtgestaltung. Im Gegensatz zur schwarzen Außenfassade erhalten die Innenwände des an-sonst karg gestalteten Innenraums kräftige Farbtöne: die Wände sind mit einer warmen orange-roten Pigmentfarbe getönt, die Deckenfläche dunkel ultramarinblau gestrichen und der Boden mit einer ocker-gelben Farbe versehen (gebrannte Ziegel in diesem Farbton). Außer einer angemessenen Bestuhlung (z.B. einer dunkelfarbigen Bankreihe längs der Wände) ist der Raum leer. Keine Bilder, keine Gegenstände lenken den Betrachter ab. Beleuchtet werden die zwei sich gegenüberliegenden Kopf-wände indirekt durch verdeckte Lichtschächte, welche mit in Goldbronze getönten Spiegeln über die gesamte Raumhöhe aus-gekleidet sind. Durch sie dringt das Tageslicht in den Raum und flutet seitlich die beiden Wände. Je nach Wetterlage verändert sich die Lichtintensität. Ab einer gewissen Dunkelheit wird das Tageslicht durch geeignete Leuchtkörper ersetzt. Da noch eini-ge Strahler von der Decke punktuell der Boden ausleuchten, kann man auf den Einsatz von künstlichem Licht in den Wand-schächten ganz verzichten. Auffallend wird auch die Akustik in diesem großen Raum sein. Naturgemäß durch die glatten Wän-de ohne jegliche Schallisolation werden Geräusche wie Schritte oder Reden überhaupt nicht gedämpft und somit scheinbar verstärkt wiedergegeben. Der Besucher erschrickt und versucht, jedes Geräusch fortan zu vermeiden. Er sucht Stille, die er nun auch findet. Gleichzeitig ist das dominierend Rot der Wände anregend, die Pulsfrequenz erhöht sich und der Besucher fühlt sich mit Energie aufgeladen, wenn er den Raum verlässt.

Konzept kleinerer Gemeindekirchenraum:
Die oben beschriebene Bauform kann im Grunde so übernommen werden. Es empfehlen sich aber in Hinblick auf die für einen Gottesdienst ungünstige Akustik schallschluckende Baumaßnahmen wie eine Abhängung der Decke. Außerdem muss natürlich ein Altar und eine entsprechende Bestuhlung in den Raum gestellt werden. Als Altar könnte ich mir einen weißen Block, etwa aus Marmor, vorstellen. Aus ähnlichem Material sollte auch das Taufbecken und die Bänke dagegen sehr dunkel gehalten sein. Außerdem wäre über der Einganglichtschleuse Platz für eine Empore mit kleiner Orgel.

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